Die Kastanie

"Baum des Jahres 2005" - im ehemaligen Biergarten vor dem Haus steht eine ca. 20 Meter hohe Weiße Rosskastanie (lat. "Aesculus hippocastanum"), die unter Ensembleschutz steht. Das Alter kann nur geschätzt werden, es dürfte laut Aussagen mehrerer Baumsachverständiger aber bei 80-100 Jahren liegen. Weiße Rosskastanien stehen als typischer Brauereibaum in fast jedem Biergarten. Sie wachsen schnell und wurzeln nicht sehr tief. Daher waren sie gut geeignet, um sowohl Schatten für die Biergartenbesucher zu spenden als auch für kühlere, darunterliegende Bierkeller zu sorgen.

Leider ist der Baum, wie fast alle Kastanien, von der Kastanienminiermotte (lat. "Cameraria ohridella") befallen. Bereits Mitte Juli zeigt sich eine deutliche Braunfärbung der Blätter und der vorzeitige Laubabfall beginnt wenig später. Aus den Bemerkungen der Betrachter lässt sich schliessen, dass das Wissen um die wahre Ursache nur schwach ausgeprägt ist. Die Überzeugungen reichen von Waldsterben über Pilzbefall bis zu Baumkrebs, verbunden mit der Empfehlung, den Baum zu fällen, um Ansteckungen zu vermeiden. Als ob Waldsterben ansteckend wäre.
Die Miniermotte breitet sich seit gut einem Jahrzehnt in Deutschland aus. Da sie ausser Meisen bislang kaum natürliche Feinde hat, breitet sie sich nahezu ungehindert aus. Im Frühjahr legt die Motte ihre Eier auf den Blättern ab. Wenn die Raupen ausgeschlüpft sind, bohren sie sich in die Blätter und legen dort eine ca. 1-2 mm lange Mine an. Im Laufe der Zeit wird der Gang rund ausgeweitet. Dort erfolgt die Verpuppung und nach ca. 2 Wochen schlüpft die neue Motte.

 

In den letzten Jahren sind in den Morgenstunden zunehmend grössere Schwärme von Blaumeisen zu beobachten, die sich auf dem Baum niederlassen. Das einzig wirksame Methode ist jedoch weiterhin das regelmäßige Beseitigen und Verbrennen des Laubes. Ein einfaches Kompostieren reicht nicht aus. Pro Jahr gibt es 3-4 Generationen der Motten, von der die letzte in den Kastanienblättern überwintert. Im Frühling krabbeln die ersten Motten wieder ans Tageslicht und beginnen, die nächstgelegenen Kastanien zu besiedeln. Der Befall tritt zunächst an den unteren Blättern auf und breitet sich im Laufe des Jahres in der Krone immer weiter nach oben aus. Ob der Baum in seinem Bestand gefährdet ist, ist bislang noch nicht hinreichend geklärt.

 

Bei Baumpflegearbeiten im Oktober 2009 wurde festgestellt, daß mindestens einer der vier Hauptstämme auf einer Länge von mehreren Metern hohl war. Aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht mußte der Baum einen Tag später leider gefällt werden. Hierbei stellte sich heraus, daß im unteren Teil des Stamms stellenweise mehr als ein Drittel des Querschnitts verfault war. Mittlerweile ist der Wurzelstock entfernt und seit Herbst 2010 steht der Nachfolger.

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© Torsten Stock